Page 16 - Stadtwerke Stade - Stader Brise 01-2017

STADER HIGHLIGHTS N FREIZEIT-TIPPS N
Donnerstag, 16. März, 19:45 Uhr
WIRTSCHAFTSFORUM
STADEUM
Der Ex-Geheimagent und Bestsellerautor
Leo Martin referiert im Rahmen der Reihe
„Profitieren von den Besten“ über das
Thema „Geheimwaffen der Kommunikati-
on“. In einem fesselnden Mix aus fachlich
fundierten Fakten und interaktiven Ex-
perimenten macht er die Erfolgsfaktoren
wirksamer Kommunikation sichtbar:
unterbewusst ablaufende Denk- und Foto: Mathias Richling mit einem einzigen Stuhl aus…
Handlungsmuster. Das Publikum lernt
die Geheimnisse fairer und anerkennen-
Foto: Leo Martin der Kommunikation kennen, einzusetzen
und zu schätzen.
STADEUM. € 29,00, AK € 32,00. Freie Platzwahl!
Samstag, 18. März, 19:45 Uhr
URBAN PRIOL
In seinem neuen Kabarettprogramm
„gesternheutemorgen“ verwandelt Ur-
ban Priol mit diebischer Lust brandneue
Nachrichten in aberwitzige Pointen, ver- Gestaltung Robert Schlunze Devlin und dem Stimmen-Morpher und
dichtet und führt zusammen, was auf den
ersten Blick gar nicht zusammen gehört.
Er ist stets am Puls der Zeit, wissend,
dass morgen heute schon gestern ist –
und dass es nur eine Zeit gibt, in der es
gesorgt.
wesentlich ist, aufzuwachen: Diese Zeit
Foto: Urban Priol ist jetzt. STADEUM. € 32,30 / 35,60 / 38,90 / 41,10
STADEUM. € 18,00 / 22,40 / 24,60 / 26,80 / 30,10,
erhöhter Abendkassenpreis!
Sonntag, 19. März, 19:45 Uhr
DAS LÄCHELN DER
FRAUEN
In der romantischen Komödie mit Huber-
tus Grimm und Julia Stinshoff nach dem
Roman von Nicolas Barreau geht es um
die Pariserin Aurélie Bredin, die davon
überzeugt ist, dass es keine Zufälle gibt.
An jenem Tag, an dem Aurélies Herz vor
Foto: Dietrich Dettmann Liebeskummer zerspringen will, fällt ihr
in der Buchhandlung ein Roman in die MIRJA BOES & DIE HONKEY DONKEYS
Hände, der genau ihre Situation zu schildern scheint. Aurélie, die sich in ihrem tiefsten
Wesen verstanden glaubt, setzt alles daran, den Autor zu treffen. Doch alle Versuche
der Kontaktaufnahme scheitern… Impro-Programm „Für Geld tun wir alles“. Die ziemlich beste Freundin des Menschen
STADEUM. € 19,93 / 31,20 / 34,50 / 36,15 / 38,35, Ermäßigungen muss es ja schließlich wissen, hat sie doch schon einige Jobs auf ihrer Lohnsteuerkarte
beerdigt. Sie war Eventmanagerin auf einer Hausfrauenparty, ist freiberuflich Familien- eine unverzichtbare Lektüre!
Dienstag, 21. März, 19:45 Uhr Facilitiy-Managerin und CEO of Pipapo. Natürlich mit dabei: Die Helden der Tonleiter, die
Honkey Donkeys. Denn die Jungs von der Band machen für Geld sowieso alles.
SEKRETÄRINNEN STADEUM. € 24,60 / 26,80 / 29,00 / 31,20
20 Jahre sind vergangen: Sechs bezau-
bernde „Senior Team Assistentinnen“,
die noch arbeiten wollen oder müssen,
treffen sich auf der Bühne. Die Schreib-
maschine wurde gegen den Laptop
ersetzt und der IT-Mann muss jeden
Abend retten, was noch zu retten ist. Die
Hamburger Kammerspiele bringen die
„Mutter aller Liederabende“ von Franz
Wittenbrink in einer neuen Inszenierung
mit Evergreens und Schlagern von Donna
Summer bis Zarah Leander, von Aretha auch noch eine lustige, musikalische und herzliche Liebeserklärung an die norddeut-
Franklin bis zu Jacques Brel auf die Büh-
sche Heimat.
Foto: Bo Lahola ne zurück. Veranstalter: Stader Förderkreis im STADEUM zur Förderung von Kunst und Kultur e. V.
STADEUM. € 20,75 / 31,75 / 35,05 / 37,25 / 40,00,
STADEUM. Kinder € 12,50 / 14,70,
Ermäßigungen Erwachsene € 14,70 / 16,90
Karten für alle STADEUM-VERANSTALTUNGEN gibt es telefonisch unter: 04141/4091-4004141/4091-40
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im Internet unter www.stadeum.de sowie bei allen bekannten STADEUM-Vorverkaufsstellen..
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16 STADERBRISE FREIZEIT · KULTUR · ENERGIE · UMWELT
Mittwoch, 22. März, 19:45 Uhr
MATHIAS RICHLING
Wenn Richling Richling spielt, dann sind
das natürlich unendlich viele. Der Kaba-
rettist holt nicht nur fast das gesamte
aktuelle Politpersonal auf die Bühne,
sondern auch Personen, deren histori-
sche Bedeutung wenigstens ein satiri-
sches Nachhaken rechtfertigt. Was das
Bühnenbild seines aktuellen Programms
2017 betrifft, so kommt Richling diesmal
STADEUM. € 20,20 / 23,50 / 26,80 / 30,10
Freitag, 24. März, 19:45 Uhr
BELA B
Bela B von den „Ärzten“ ist in dem Hör-
spiel in concert „Sartana – noch warm
und schon Sand drauf“ nach dem Buch von
Rainer Brandt zu erleben. Er hat aus sei-
nen drei Leidenschaften Italo-Western,
Musik und Comics eine einzige gemacht
und zusammen mit der Sängerin Peta
Geräuschakrobaten Stefan Kaminski ein
mitreißendes Hörspiel-Spektakel kre-
iert: Alle Geräusche sind handgemacht,
opulente Illustrationen liefert Robert
Schlunze und mit der Band „Smokestack Lightnin‘“ ist für das passende Western-Flair
Foto: NadineTargiel
Samstag, 25. März, 19:45 Uhr
Sind wir eigentlich komplett irre? Ja! Mirja Boes beweist es in ihrem neuen Comedy-
Sonntag, 26. März, 15:00 Uhr
VOM FISCHER UND
SEINER FRAU
In seinem „Nordical für die ganze Familie“
Foto: G2 Baraniak ab 4 Jahren beweist Christian Berg wie- Die monatlichen Ausgaben sind
der mal ein Händchen, alte Geschichten
ganz neu zu inszenieren. In Kooperation
mit dem Hamburger Sprechwerk erzählen Berg und seine drei Mitstreiter die bekannte
Geschichte nicht nur mit Blick auf den menschlichen Hochmut, sondern machen daraus
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Die ganze Welt der Oper
und Rossini in Wildbad JONAS KAUFMANN
RUTH HESSE
Erinnerungen an große
Strauss- und Wagner-Aufführungen ROLANDO VILLAZÓN
Interviews, Premierenberichte, Spannung erwarteten Neuproduktion von adel durchgeführte „Säuberung“ verhindern
CD- und DVD-Besprechungen,
Künstlertermine, Saisonvorschauen…
Ich liebe Wagner! genen Lebens und der Lebensweise wird mechanismen für blutigste Konflikte zu Meilenstein gesetzt. Klug vorbereitet durch
Gut gelaunt nahm sich die Starsopranistin in Paris ausführlich Zeit für ein Gespräch mit Ralf Tiedemann. Spieldauer führt, von Minute zu Minute be- Eingangsakte um die ganze Wucht dieser kes hinter uns gelassen haben und die Qua- Foto: Braun Foto: Braun einigen Sängern so außerordentlich gut ge- psychotischen -
Im Mai will sie ihre erste Elsa singen – und schon stehen die nächsten großen Rollendebüts an.
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MICHELE MARIOTTI
Pesaro, Berlin, München
ANA DURLOVSKI
in einem Magazin
Belcanto & Bayreuth Ich lebe meinen Traum in einem Magazin
PRETTY YENDE
JOCHEN SCHÖNLEBER
Premieren & Debüts
ANNA NETREBKO 4 194254 107502 08
JOYCE DIDONATO
AUFFÜHRUNGEN
AUFFÜHRUNGEN
BERLIN durchzieht und immer wieder vom fanati-
BERLIN
Wer in der ersten Pause der mit größter te Unterdrückung an, ohne die vom Hoch-
Les
Huguenots
Les Huguenots
schen Marcel, dem Wegbegleiter des Tenor-
helden Raoul, zitiert wird, kämpft die hu-
13. November ∙ Deutsche Oper
genottische Minderheit gegen die von der
französischen Königsherrschaft unterstütz-
Giacomo Meyerbeers fünfaktiger Grand zu können, harmonisch aufs Kunstvollste
Opéra »Les Huguenots« im Foyer der
entwickelt und verwoben in der Komposi-
tion. Die von ihrem Vater, dem Grafen von
Deutschen Oper noch Zeit fand, kurz in
die News ticker auf seinem Mobiltelefon Saint-Bris, katholisch zwangsverheiratete
zu schauen wurde unter anderem von der Valentine bekennt sich aus Liebe zu Raoul,
te Präsident in den USA tatsächlich erneut bringenden Kampf für die Sache abzuhalten,
Meldung erschreckt, dass der neu gewähl-
und, um ihn von dem ihm den sicheren Tod
unbeirrt hatte vernehmen lassen, als Sofort-
zum hugenottischen Protestantismus. Sie
unternimmt einen letzten Versuch, wenigs-
maßnahme zunächst die immer noch statt-
liche Anzahl von 3 Millionen Menschen des tens ihn zu retten. Beide werden von Marcel
Landes verweisen lassen zu wollen. „Soll da getraut oben in der Enge jenes Dachstuhls,
jetzt der Ku-Klux-Klan loslaufen und wie in der sich im Bühnenbild so eindrucksvoll als
letzter Zufluchtsort auf die verschreckten
dunkelster – auch europäischer Vergangen-
Menschen hinabsenkt. So ist es von 1933 bis
heit – gesellschaftlich Ungeliebte aufstö-
bern? Soll mit Hilfe von Denunziationen zur 1945 in unserem Land in manchem Keller
Tat geschritten werden, um dieses Diktum oder Dachboden tatsächlich zugegangen.
überhaupt ausführen zu können?“ So fuhr Panische Angst ums Überleben, wie zuvor
wir sind ja in der Oper. Also Handy aus und so vielen Orten in der Welt. In der schick-
salhaften Pariser „Bartholomäus-Nacht“
auf in den die fröhliche Stimmung der aus-
es einem kurz einmal durch den Kopf – aber in Frankreich im Jahre 1572 und heute an
führlichen Exposition in dieser einer der vom 23. auf den 24. August werden hier
wichtigsten Opern der ganzen Geschichte alle gefunden und erschossen von der ka-
ins unfassbar Hochdramatische drehenden tholisch-gläubigen Mehrheit unter Führung
dritten Akt. In den Kirchenbänken, in denen von Saint-Bris. Grandioser ist in der Opern-
die Pariser nun Platz genommen hatten, geschichte und wohl auch auf dem ganzen
haben sich plötzlich mit schwarzen Klan- Theater kaum gelungen, Einzelschicksale in
Masken Getarnte unter die andächtig auf- Korrelation zum großen weltanschaulich-
gereihten Besucher gemischt, es recken sich religiösen Kampf zu setzen als in Eugène
blutverschmierte Handschuhe in die Luft, Scribes und Giacomo Meyerbeers großar-
ANNA NETREBKO Ereignisse dort belässt und verortet. Es
und an der Rampe vorn bekreuzigen sich in tigem Werk.
Es ehrt den Regisseur David Alden, dass
panischer Furcht und großer Hektik zwei ka-
tholische Mädchen. Dann werden Einzelne er die Aussagekraft der unvorstellbaren
von den Vermummten gewaltsam heraus-
gezerrt, geschlagen, verschleppt, aber auch braucht – Gott sei Dank – keine „Wannsee-
DAS INTERVIEW
von den nun nicht mehr fromm zurückhal-
Konferenz“ zur berühmten Schwerterweihe
tenden Bürgern selbst. Der Glaubenskampf im vierten Akt, um zu verdeutlichen wie glo- »Les Huguenots«, 5. Akt mit Ante Jerkunica (Marcel), Juan Diego Flórez (Raoul) und Olesya Golovneva (Valentine)
ist voll entbrannt. Hier die Katholiken, dort bal das Thema uns alle betrifft und dass es
bis heute nicht gelingen will, Überwindungs-
die Hugenotten. Die Bedrohung des ei -
dern“ sagt Alden und traut sich, die beiden gesangstechnische Klippe, jeden der vielen Phrasierung, Atemtechnik und Legato ihres
ein Symposion, die konzertante »Dinorah«
ersten Akte in eine nahezu Offenbach‘sche dankbaren Effekte, die in den herausfordern-
sichtbar. Meyerbeers Musik wird dunkler, entwickeln, geschweige denn diese zu ver-
sicher geführten Soprans. Dass sie auch
dramatischer und die negative Entwicklung meiden. Und wer der 180 Jahre alten Musik und »Vasco da Gama« in der vergangenen
unglaublich komisch, voller Selbstironie
den Aufgaben verborgen sind, nicht nur aus-
Heiterkeit zu tauchen ohne es dabei an Be-
zügen zum Bösen hinter der Fassade fehlen gekostet, sondern – mitunter sogar über-
der auf nahezu geniale Weise stringen-
Meyerbeers nur ein wenig aufgeschlossen Spielzeit, hat sie an exponiertester Stelle in
und dabei ganz ohne jegliche Affektiertheit
ter und unerbittlicher sich entwickelnden lauscht, der erkennt schnell auch deren Zeit-
lauscht, der erkennt schnell auch deren Zeit-
der ganzen Opernwelt signifikant dazu bei-
der ganzen Opernwelt signifikant dazu bei-
zu lassen. Das gelingt am Premierenabend mütig – serviert. Patrizia Ciofi extemporiert spielen kann, trägt zur Geschlossenheit
zu lassen. Das gelingt am Premierenabend mütig – serviert. Patrizia Ciofi extemporiert spielen kann, trägt zur Geschlossenheit
losigkeit. Dazu gehört unabdingbar auch die getragen, dass wir den Alleinvertretungsan-
nicht zuletzt deshalb so überzeugend, weil zu den ohnehin schon brillanten und kräfte-
der Aufführung entschieden bei. Sie wird
der Aufführung entschieden bei. Sie wird
Handlung, die bis zum finalen Massenmord losigkeit. Dazu gehört unabdingbar auch die getragen, dass wir den Alleinvertretungsan-
nicht zuletzt deshalb so überzeugend, weil zu den ohnehin schon brillanten und kräfte-
die Besetzung lückenlos erstklassig und mit zehrenden Koloraturen der – hier charmant am Ende am meisten gefeiert von dem mit
die Besetzung lückenlos erstklassig und mit zehrenden Koloraturen der – hier charmant am Ende am meisten gefeiert von dem mit
im fünften Aufzug nach genau fünfstündiger nur scheinbar langwierige Exposition zweier spruch des Wagner‘schen Gesamtkunstwer-
nur scheinbar langwierige Exposition zweier spruch des Wagner‘schen Gesamtkunstwer-
einigen Sängern so außerordentlich gut ge-
Eingangsakte um die ganze Wucht dieser kes hinter uns gelassen haben und die Qua-
psychotischen - Marguerite von Valois etwa Staunen aufs Aufmerksamste verfolgenden
Publikum, gefolgt von
lungen ist, dass sie zu großer mimischer mit weiteren Kadenzen, Bögen und Verzie-
lungen ist, dass sie zu großer mimischer mit weiteren Kadenzen, Bögen und Verzie-
klemmender. Hier brennen dann die Kreuze Oper sich entwickeln lassen zu können.
litäten von Meyerbeers ästhetischem Ansatz
litäten von Meyerbeers ästhetischem Ansatz
Publikum, gefolgt von Ante Jerkunica als
Oper sich entwickeln lassen zu können.
Die Deutsche Oper hat mit der in viel
und spielerischer Akzentuierung in der Lage rungen aus anderen Opern wie der »Lucia Marcel, der seinen tiefen Bass unermüdlich
Die Deutsche Oper hat mit der in viel- -
wie beim echten Ku-Klux-Klan.
und spielerischer Akzentuierung in der Lage rungen aus anderen Opern wie der »Lucia Marcel, der seinen tiefen Bass unermüdlich
wieder schätzen lernen: „Im Licht des 21.
wieder schätzen lernen: „Im Licht des 21.
facher Hinsicht monumentalen Produktion Jahrhunderts sind seine Opern mit ihrer
in den Dienst der heiligen Handlungssache
di Lammermoor« und zelebriert eine ein-
di Lammermoor« und zelebriert eine ein-
Mit dem Lutherchoral „Ein feste Burg“, facher Hinsicht monumentalen Produktion Jahrhunderts sind seine Opern mit ihrer
ist und trotz der hohen Konzentration dar-
ist und trotz der hohen Konzentration dar-
in den Dienst der heiligen Handlungssache
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auf, dass musikalisch nichts schiefgeht, jede zigartige Kunst aus opulenter Farbgebung, stellt. „Ungestrichen“ wie nun hier in Berlin
auf, dass musikalisch nichts schiefgeht, jede zigartige Kunst aus opulenter Farbgebung, stellt. „Ungestrichen“ wie nun hier in Berlin
der die Oper nicht nur einleitet , sondern das Menschenmöglichste getan und einen Collagetechnik ironisch, cool und postmo-
das Menschenmöglichste getan und einen Collagetechnik ironisch, cool und postmo-
hre Stimme hat in den vergangenen Monaten Sopran dafür nur ein begrenztes Zeitfenster von we-
–
eine erstaunliche Entwicklung durchgemacht; sie nigen Jahren.
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DAS OPERNGLAS 12 / 2016
Die Leonora war ein weiterer großer Schritt in Rich-
Iist noch einmal deutlich voller und dramatischer der bereits mit der Anna Bolena begonnen hatte. Wie DAS OPERNGLAS 8 12 / 2016 DAS OPERNGLAS 7
geworden, vor allem in den tieferen Registern. Wie tung eines mehr dramatischen Repertoires, ein Weg
nehmen Sie selbst diese Veränderung wahr?
Was da mit mir geschieht, ist wirklich sehr selten. Ich wird es da weitergehen?
würde sogar sagen, es passiert eigentlich fast nie. Die Anna Bolena liebe ich wirklich. Aber ganz ehr-
Warum sich meine Stimme so verändert hat, kann lich: Sie macht mich fertig. Wenn du diese Königin
singst, musst du es ganz machen – oder gar nicht.
ich gar nicht genau sagen. Ich habe jetzt das mitt-
lere und tiefe Register vollkommen öffnen können. Diese Rolle fordert mich total, und ich war danach
Es war ja immer da – aber nicht so! Ich habe mich immer vollkommen kaputt: von der Stimme her, von
fast selbst erschrocken, als ich bemerkt habe, was der körperlichen Kraft, meiner Seele. Das kann man
da plötzlich alles kam. Ich musste nur noch daran nicht allzu oft machen im Leben. Zuletzt habe ich · November 2013 ·
arbeiten, diesen Klang einzubinden und die Register Anna Bolena im vergangenen Frühjahr gesungen, in
zu verblenden. Eigentlich brauche ich jetzt nur noch Wien und Zürich. Das ging schon sehr viel besser
als beim ersten Mal. Aber auch da war ich nach der
den richtigen Atem und los geht‘s!
Inwieweit müssen Sie den Atem, die Stütze, die Serie ziemlich am Ende, fast hat mich in den letzten
Vorstellungen sogar meine Stimme verlassen, was
Stimmtechnik auf die Veränderungen einstellen?
Wissen Sie, ich verrate Ihnen etwas: Ich bin wirklich mir sonst absolut niemals passiert!
froh um jedes Kilo, das ich inzwischen auf die Waa-
Anna Bolena ist ja keine reine Belcanto-Koloraturpar-
ge bringe, denn ich weiß, dass es mir hilft, diesen tie. Es ist sehr viel Dramatik darin, sehr viel Ausdruck.
Sound hervorzubringen. Aber das ist es natürlich Und das alles in einer unbequemen Lage. Wenn man
nicht allein. Es ist viel Technik und harte Arbeit. Das das nicht hochtransponiert, sondern come scrit-
Repertoire, das ich derzeit singe, kann man nur gut to singt, also so wie in Donizettis Partitur notiert,
interpretieren, wenn man die richtige Technik hat. geht es zuweilen weiter in die Tiefe, als die Partie
Und die Muskeln müssen trainiert werden; in diesem der Giovanna Seymour notiert ist, also in die richtige
Sinne bin ich eine Art Bodybuilder. Meine Partien Mezzosopran-Lage. Und dort muss man dann eben
nicht nur den Ton produzieren, sondern auch den
fordern mir wirklich alles ab, und die richtigen Mus-
keln, die richtige Stütze helfen mir, meine Stimme dramatischen Ausdruck. Das ist weitaus schwerer als Jonas Kaufmann / Deborah Humble / Georg Schmiedleitner
beispielsweise eine Lady Macbeth zu singen. Aber
zu schützen.
Eine dieser sehr fordernden Partien Ihres aktuellen all das gehört zu meiner Erfahrung als Künstlerin –
Repertoires ist die Leonora in Verdis »Il Trovatore«, und diese Anna Bolenas waren absolut großartige
insbesondere wenn man sie tatsächlich komplett singt, Erlebnisse für mich!
Dramatisch und doch gänzlich anders geht es auch
wie Sie es schon sehr eindrucksvoll bewiesen haben. Die die stimmlich ebenfalls fordernd ist – und mit der man
beiden Cabalettas nach den großen Arien werden sehr bei Puccinis »Manon Lescaut« zur Sache; eine Partie,
oft nur gekürzt gegeben, wenn nicht ganz gestrichen…
Das ist sehr schade, denn diese Szenen sind erst ähnlich vorsichtig umgehen muss?
dann wirklich eindrucksvoll, wenn man sie ungestri-
Das ist absolut richtig. Ich werde die Manon Lescaut
chen aufführt. Aber das ist dann halt sehr fordernd zweifellos weiterhin singen, aber ich muss da tatsäch-
– nicht nur sehr lang, sondern auch überwiegend lich sehr genau aufpassen und es nicht zu oft tun.
tief notiert, eigentlich in einer Mezzo-Tessitura, das Diese Art von Partie kann die Stimme zerstören. Puc-
ist nicht wirklich bequem. Diese Partie kann man cini ist immer eine Gefahr für die Stimme. Es ist alles
dem Höhepunkt der stimmlichen Möglichkeiten – Mund, und es geht los. Aber diese Partien sind eher
eigentlich nur singen, wenn man topfi t ist und auf im Prinzip sehr einfach zu singen, man öffnet nur den Foto: Acosta 27
nicht davor, nicht danach. Wahrscheinlich hat jeder ungesund, das muss ich leider sagen – so sehr ich
DAS OPERNGLAS
4 / 2016
C7855 • 34. Jahrgang • November 2013 • EU: € 8,70 / CHF 12,- / $ 7,70 / £ 6,70 / D: € 6,90
JONAS KAUFMANN MEIN VERDI DEBORAH HUMBLE ZWISCHEN DEN
WELTEN GEORG SCHMIEDLEITNER AUFTAKT ZUM NÜRNBERGER »RING« NINA
STEMME MINNIE IN WIEN DANIEL BARENBOIM PLÄDOYER FÜR DIE »ZARENBRAUT«
ROBERT WILSON DER REGISSEUR ALS DARSTELLER PERM OPER AM TOR ZU SIBIRIEN
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