Page 33 - Stadtwerke Stade - Stader Brise 01-2021
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ANZEIGE                                                                SONDERVERÖFFENTLICHUNG | GESUNDHEIT

                                                             Ungewissheit und die Pflege von Moritz   sind wir aufgestanden und gegangen.
                                                                                         Wir wollen, dass Moritz die Chance hat,
                                                             eine Herausforderung für uns war. Wir
    Foto: © medienzentrum-stade.de                           verstehen. Unser Sohn ist 100% schwer-  wünschen uns Einfühlvermögen und die
                                                             mussten  vieles  erst  einmal  lernen  zu
                                                                                         zu verstehen, was mit ihm geschieht. Wir
                                                             behindert. Er hat eine ausgeprägte Tetra-
                                                                                         bestmögliche Versorgung.
                                                             spastik, eine Lähmung der Extremitäten.
                                                                                         Kinder wachsen. Moritz braucht
                                                             Uns wurde schnell bewusst: Moritz wird
                                                                                         wie jedes Kind neue Schuhe. Aber
                                                             nie sprechen, selbständig sitzen, laufen
                                                                                         auch die Hilfsmittel müssen seinem
                                                             und alleine leben können.
                                                                                         Wachstum angepasst werden. Frau
                                                             Das bedeutet, Ihre Lebensplanung   Heinsohn, was denken Sie über die
                                                             wurde komplett auf den Kopf ge-  Versorgung?
                                                             stellt. Herr Heinsohn, wie haben Sie   Ich denke, unsere Großeltern wären
                                                             den Weg in den Alltag gefunden?   dankbar gewesen, hätte es damals Hilfs-
                                                             Im Rückblick auf die durchaus chaoti-  mittel und Reha-Technik wie heute gege-
                                                             sche Anfangszeit blieb uns keine Zeit mit   ben. Für Moritz bedeuten die Hilfsmittel
                                                             dem Schicksal zu hadern. Bereits im Ap-  mehr Teilhabe und für uns Entlastung. Es
                                                             ril 2010 erlitt unser Kind einen Leisten-  klingt so banal, aber Hilfsmittel müssen
                                                             bruch und musste operiert werden. Von   helfen. Vor ein paar Jahren haben wir
                                                             da an folgten weitere Operationen und   das Team vom „Innovativen Zentrum für
                                                             eine Kette nicht abreißender Arzt- und   Orthopädie und Reha-Technik INCORT“
                                                             Therapietermine. 2018 dann die große   für uns entdeckt. Die erfahrende
                                                             Skoliose-Operation, bei der Moritz   Beratung, modernste Technik und indi-
                                                             Wachstumsstäbe in den Rücken ge-  viduelles Denken haben uns überzeugt,
                                                             setzt wurden. Leicht auszuhalten war   immer die optimale Lösung für Moritz zu
                                                             das alles nicht. Weder für unseren Sohn   finden. Mit viel Geduld und Einfühlver-
                                                             noch für uns. Da hilft es, einfach weiter-  mögen wird unserem Kind erklärt, was
       MORITZ – LEBEN MIT FUSSBALL,                          zumachen.                   und warum etwas gemacht wird – bevor
       THERAPIE UND ROLLSTUHL                                Frau Heinsohn, wie hat Ihr Umfeld   es gemacht wird. Moritz bei der Auswahl
                                                                                         der Hilfsmittel mit einzubeziehen ist un-
       Ein Gespräch mit Eltern Stefanie und Bernd Heinsohn   auf Moritz reagiert?  Werden Sie   abdingbar für uns. Dabei ist uns bewusst,
                                                             unterstützt?                wie anspruchsvoll diese Aufgabe ist. Wir
       Voller Freude erwarten Stefanie und Bernd Heinsohn im Februar 2010 ihr Baby.   Ein schwerbehindertes Kind zu bekom-  sind froh, mit INCORT einen vertrauens-
       Es folgte eine lange und schwierige Geburt. Moritz musste mit einer Saugglocke   men vergrößert wie mit einer Lupe die   vollen Partner gefunden zu haben, der so
       auf die Welt gebracht werden. Nach der Untersuchung die Nachricht, dass sie   Qualität der Beziehungen. Da trennen   viele Einblicke in unser Familienleben
       einen gesunden Jungen haben. Doch ihr Sohn hörte nicht auf zu weinen und   sich auch Wege. Umso mehr schätzen   hat und für uns da ist. Vertrauen ist ein
       wollte nicht trinken. Das Glück wird erschüttert: Moritz erlitt beidseitig zwei   wir die Menschen, die Moritz auf Augen-  Geschenk.
       vorgeburtliche Schlaganfälle.                         höhe begegnen und uns mit Herz und
       Die Diagnose einer Behinderung des Kindes trifft Eltern schwer. Manche   Hand zur Seite stehen. Zum Beispiel   Herr Heinsohn, inmitten der alltäg-
       berichten von einem Schockzustand: „Warum unser Kind?“ Ein Gespräch mit   meine Mutter, die sich freut, wenn sie   lichen Herausforderung, woran hat
       Stefanie und Bernd Heinsohn über den plötzlichen Schmerz, stolze Momente   auf Moritz aufpasst und ihn mit Liebe   Moritz Freude?
       und Menschen, die der Familie mit Herz und Hand zur Seite stehen.  überschüttet. Die Kinder, die jeden Tag   Moritz rastet aus vor Begeisterung,
                                                             tolerant und neugierig Moritz begrüßen.   wenn er Kinder Fußball spielen sieht
       Frau Heinsohn, wann haben Sie   Baby nach Hause fahren. Statt mit unse-  Unsere Freunde, die Moritz zum Lachen   oder Spiele im Fernsehen schaut.
       erfahren, dass mit ihrem Kind etwas   rem Baby zu kuscheln, blieben wir voller   bringen. Physiotherapeuten und Bera-  Manchmal müssen wir unsere Tränen
       nicht stimmt?              Angst und  Traurigkeit zurück. Immer   ter für die Hilfsmittelversorgung, die ihr   zurückhalten, denn wir würden wirk-
       Drei Tage nach der Geburt sollte ich mit   wieder die Frage: „Warum unser Kind?“   Bestes geben.   lich alles dafür tun, dass unser Sohn
       Moritz aus dem Krankenhaus entlassen   Es riss uns wortwörtlich den Boden unter   über den Platz rennt und ein Tor schießt.
       werden. Es wurde noch ein Ultraschall   den Füßen weg! Wir fuhren jeden Tag zu   Moritz ist jetzt 10 Jahre alt. Arzt-  Auch pubertierend, manchmal wütend
       vom Kopf meines Sohnes gemacht, eine   Moritz. Nach ein paar Tagen kam unser   besuche,  Therapien und Hilfsmit-  – wenn Moritz lacht, hat er das schönste
       routinemäßige Untersuchung, wenn ein   Sohn von der Intensivstation auf die   telanpassungen stehen auf der   Lächeln auf der Welt und einen eisernen
       Baby mit der Saugglocke geholt wird.   Kinderstation. Somit konnte meine Frau   Tagesordnung. Herr Heinsohn, was   Willen, Freude zu erleben. Das spürt
       Dann sagte mir der Arzt, dass etwas nicht   dauerhaft bei ihm bleiben.  Aber nie-  ist Ihnen dabei wichtig?  auch  seine  beste  Freundin  Hündin
       in Ordnung sei, da wäre etwas im Kopf. Es   mand wagte eine Prognose zu stellen.   Es ist entscheidend, wie Menschen auf   Frieda, die immer bei Moritz ist. Unser
       folgte ein MRT und Moritz wurde sofort ins   Es hieß, dass sich das Gehirn von Moritz   Moritz zugehen. Ob sie auf den Rollstuhl   Elternsein macht manchmal demütig.
       UKE Hamburg-Eppendorf verlegt und es   neu vernetzt. Nach vier Wochen dann die   schauen oder in seine Augen. Nicht über   Aber wir durften Menschen kennenler-
       bestätigte sich: unser Kind hat beidseitig   Entlassung nach Hause.  ihn reden, als wäre er ein Gegenstand,   nen, denen wir ohne Moritz nie begeg-
       zwei vorgeburtliche Schlaganfälle erlitten.           sondern mit ihm. Er nimmt die Umwelt   net wären. Frei nach dem Motto „Carpe
                                  Frau Heinsohn, wie haben Sie die   mit wachen Augen und Ohren wahr. Ein   Diem“ können wir schöne Momente
       Herr Heinsohn, was passierte dann?  erste Zeit zuhause erlebt?  Arzt hat mal im Beisein von Moritz über   und unsere Familie genießen. Nur
       Moritz kam auf die Intensivstation. An   Als gedankliches und emotionales Auf   ihn in dritter Person gesprochen.  Als   Toleranz gegenüber allem, was anders
       diesem  Tag mussten wir ohne unser   und Ab. Eine Zeit, in der die Sorge, die   wenn unser Kind nicht da wäre. Daraufhin   ist, das wünschen wir uns.



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