Page 6 - Stadtwerke Stade - Stader Brise 03-2019
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IM GESPRÄCH

        „Wir leben in einer popkulturellen
        Zeit, in der Genrebegriffe ebenso
        an Bedeutung verloren haben wie
        Herkunft.“, sagt die Deutsch-Mar-
        rokanerin über ihren gewählten
        Musikstil.


        Namika  ist  in  Frankfurt  ge-
        boren  und  aufgewachsen.  Im
        Gegensatz  zu  den  Neunzigern,
        als Hip-Hop die erste Blütezeit
        in der Musik erlebte, ist dieser
        Musikstil  heute  mehr  denn  je
        zur  wichtigsten  Jugendsprache
        geworden. Eine neue Offenheit,
        die  eine  stilistische  Öffnung
        in alle Richtungen erlaubt, die
        Namika  zweifellos  beherrscht.
        Die Rapperin ist ganz klar ein
        kosmopolitisches  Allround-Ta-
        lent. Ihr Auftritt im STADEUM am
        30. August  ist  jedoch  nicht  nur
        etwas  für  Fans  des  deutschen
        Hip-Hops.  Namika  verspricht   NAMIKA hört sich
        im  Gespräch  mit  Stader  Brise-
        Redakteurin Julia Balzer, dass es
        ein Programm aus unterschied-
        lichen musikalischen Einflüssen         „irgendwie nice an“
        aus Soul, arabischen Harmonien,
        Hip-Hop, Songwriterkunst und
        Pop geben wird.


        Und nicht nur irgendwie! Schon vor dem letztjährigen Sommerhit „Je ne parle pas
        français“ hat die Sängerin und Songschreiberin Namika (27) bewiesen, dass sie als
        gleichermaßen gut rappende und singende Pop-Frau für musikalische Furore mit
        Talent für hitverdächtige Songs sorgt. In Deutschland ist sie eine der ganz wenigen
        Frauen, die die Hip-Hop-Szene beherrschen.




        Namika, wie bist du zur Musik   Es ist Musik in deutscher Spra-  Es ist eine Verarbeitung meiner
        gekommen?                  che,  weil  man  sie  versteht!   Erfahrungen.  Und  wenn  sich
        Ich habe mit 14 Jahren angefan-  Allerdings:  Es  kann  auch  das   Menschen in diesen Songs ange-
        gen, Musik zu lieben und zu ma-  Schlechte  daran  sein…  Die   sprochen fühlen und vielleicht
        chen. Der musikalische Einfluss   Stärke  kann  dann  zur  Schwä-  das  gleiche  fühlen,  fühlt  sich
        kam von meiner Tante, die Plat-  che  werden.  Aber  in  unserem   das „Künstler sein“ ein wenig
        ten mit Hip-Hop und Rhythm 'n'   Land  existiert  Gott  sei  Dank   wie „Vorbild sein“ an, das fin-
        Blues aus den USA mitgebracht   eine  funktionierende  Presse-   de ich großartig. Meine Songs
        hat. Ich hab‘ sie geliebt und mit   und Künstlerfreiheit.  zum  Beispiel  aus  dem  Album
        meinem Cousin versucht, diese                          „Que Walou“ handeln von der
        Musik nachzumachen. Heraus-  Was möchtest du mit deinen   Liebe und dem Leben, von der
        gekommen  ist  unsere  eigene   Songs ausdrücken? Eher eine   Suche  nach  Identität  und  der
        Fantasiesprache,  die  abwech-  Botschaft oder eher ein Lebens-  verdammten  Sehnsucht  nach
        selnd von uns gebeatboxt und   gefühl?                 dem Glück – auch ein Thema,
        gerappt wurde. Wir haben die   In erster Linie möchte ich mit   das viele berührt.
        gute alte Kassette eingeworfen   meiner  Musik  Emotionen  rü-
        und alles aufgenommen. Es hat   berbringen.  Musik  entsteht   „Je ne parle pas français“ ist
        einfach  wahnsinnig  viel  Spaß   durch  Emotionen.  Wenn  ich   immer noch im Ohr… Klingt
        gemacht.                   an  einem  Song  arbeite,  findet   nach einem Flirt. Was ist die
                                   ein  Reflektionsprozess  statt,   Geschichte dahinter?
        Warum ausgerechnet Hip-Hop   bei dem meine Emotionen mit   Es  war  eine  Begegnung  am
        bzw. Deutsch-Rap?          Erinnerungen  gekoppelt  sind.   Strand,  die  ein  gutes  Beispiel

        6    STADERBRISE     FREIZEIT · KULTUR   ·  ENERGIE · UMWELT
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